Carbonomics-Themen an den öffentlichen Märkten identifizieren
(Alexis Deladerrière, Fundamental Equity, Goldman Sachs Asset Management)
Wir stehen am Anfang einer breiten Nachhaltigkeitsrevolution, die sich laut dem Fundamental-Equity-Team von GSAM weltweit über alle Sektoren erstrecken wird. Das Ausmaß dieses Wandels könnte womöglich der industriellen Revolution in den USA gleichkommen, jedoch mit der Geschwindigkeit der digitalen Revolution, woraus sich unserer Ansicht nach überzeugende Argumente für Anleger ergeben dürften, die nach entsprechender Exposure streben.
Bei dieser Einschätzung stützen wir uns auf drei Einflussfaktoren. Erstens hat die stärkere staatliche Förderung, angefangen beim Green Deal in Europa bis hin zu Chinas Versprechen, bis 2060 kohlenstoffneutral zu werden, weitere Investitionen in den Übergang zu sauberer Energie und Nachhaltigkeit vorangetrieben. Zweitens regen die vom Privatsektor eingegangenen Verpflichtungen Fortschritte in diesem Bereich an. Facebook und Google waren letztes Jahr beispielsweise die größten Käufer von erneuerbarer Energie. Apple wiederum bemüht sich darum, entlang seiner eigenen Lieferkette mehr nachhaltige Praktiken und Materialien zu nutzen. Und auch die Verbraucher selbst werden sich zunehmend ihrer CO2-Bilanz bewusst. Veränderungen bei den Vorlieben haben Innovation beflügelt und neue Strategien bei bestehenden Unternehmen aufkommen oder sogar ganz neue Unternehmen entstehen lassen (zum Beispiel Beyond Meat), die auf diese Nachfrage ausgerichtet sind.
In Solarenergie investieren: das Ökosystem, die Chancen und Risiken
(Jon Yoder, Credit Alternatives and Renewable Power, Goldman Sachs Asset Management)
Unternehmen, Regierungen und Bildungseinrichtungen versuchen zunehmend, ihre Energie von Kraftwerken zu beziehen, die erneuerbare Energie produzieren. Solaranlagen sind häufig die besten Kraftwerke, um diese wachsende Nachfrage zu decken. Weltweit kann erneuerbare Energie vielerorts kostengünstiger produziert werden als Energie aus konventionellen Kraftwerken. Ein Käufer von erneuerbarer Energie (ein „Abnehmer“) erhält daher von Solaranlagen erzeugte Energie zu niedrigeren Kosten als Strom über das vorhandene Stromnetz. Energie aus Solaranlagen wird Abnehmern in der Regel im Rahmen von langfristigen Verträgen (15 Jahre oder länger) zu Festpreisen verkauft.
Anleger in Solarprojekten nutzen langfristige Ertragsströme, die durch den Verkauf von Energie im Rahmen dieser Verträge erzielt werden. Zudem handelt es sich bei den Abnehmern normalerweise um mit Investment Grade eingestufte Gegenparteien und die Renditen, die Anleger verdienen können, sind oft besser als die Renditen aus dem Besitz von Anleihen mit ähnlicher Duration, die der Abnehmer emittiert. Dadurch ergibt sich in dem heutigen Niedrigrenditeumfeld eine überzeugende risikobereinigte Rendite. Ein zusätzlicher Vorteil kann unserer Ansicht nach auch darin bestehen, dass die Renditen von Anlegern bei diesen Projekten dank zukünftiger technologischer Fortschritte vermutlich noch steigen. Wenn Solaranlagen beispielsweise irgendwann in der Zukunft doppelt so leistungsstark und halb so teuer werden, können bestehende Solarprojekte „nachgerüstet“ werden, um ihre Leistung deutlich zu steigern.
Natürlich gehen Anleger in Solarprojekten auch Risiken ein. In erster Linie kann der Wert der langfristigen Ertragsströme auch bei Solarprojekten je nach den Zinserwartungen schwanken. Dieses Risiko wird etwas abgeschwächt durch den Excess Spread, den Anleger in Solarprojekten heute erhalten, und durch die Wahrscheinlichkeit, dass diese Spreads in Zukunft zurückgehen werden, um Zinsanstiege auszugleichen. Potenzielle technologische Verbesserungen, die die Energieerzeugung dieser Projekte steigern, können dieses Risiko ebenfalls teilweise reduzieren.
Beurteilung von Managern in diesem Umfeld
(Peter Kelly, Alternative Investments and Manager Selection [AIMS] Imprint, Goldman Sachs Asset Management)
Dank einer Plattform mit offener Architektur kann AIMS Imprint Manager verschiedener Anlageklassen in Bezug auf eine Reihe von Themen, die den Klimawandel betreffen, prüfen: Energie-, Verkehrs-, Landwirtschafts-, Abfall- sowie Forst- und Ökosystemdienstleistungen. Um die besten Manager und Strategien bestimmen zu können, muss man die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels sowohl in vor- als auch nachgelagerten Branchen unabhängig einschätzen können.
Nehmen wir zum Beispiel die Landwirtschaft, einen Bereich mit starken Wachstumschancen. Was den anhaltenden Klimawandel betrifft, so wird die Veränderlichkeit des Wetters zunehmen – nicht nur höhere Temperaturen, sondern mehr Temperatur- und Niederschlagsschwankungen. Diese Volatilität bedeutet, dass Schwankungen in der Verfügbarkeit von Wasser schwerwiegend sind, wenn man in Ackerland investiert, das regelmäßigen Zugang zu Wasser braucht. Gut aufgestellte Manager dürften daher jene sein, die Wasserinfrastruktur lagern und verteilen und regenerative landwirtschaftliche Managementpraktiken implementieren können.
Auch die Biolandwirtschaft stellt so ein Beispiel dar. Die Nachfrage von Verbrauchern nach Bio ist groß. Dies steht mit regenerativen Agrarpraktiken im Einklang, die nicht auf Ernteertrag verzichten und, was den Klimawandel betrifft, sehr überzeugend sein können. Wir sehen potenzielle Anlagechancen in den Ackerbau, die als Sachwerte-Investition in Landwirtschaftsflächen ein überzeugendes Risiko-Ertrags-Verhältnis bieten. Wenn der Bodenkohlenstoff aufgrund politischer Maßnahmen mit einem Preisschild versehen wird oder die Preisaufschläge auf Bioerzeugnisse weiter so steigen wie bisher, würde das unserem Investment Aufwärtspotenzial bieten.
Generell halten wir bei allen von uns analysierten Themen nach Gelegenheiten Ausschau, die nicht von beträchtlichen Annahmen über neue wirtschafts- oder geldpolitische Maßnahmen oder radikale Veränderungen des Verbraucherverhaltens abhängig sind. Stattdessen suchen wir nach Chancen, die die Aufwärtsbewegung nutzen, wenn diese Veränderungen mit der Geschwindigkeit eintreten, die notwendig ist, um den Klimawandel aufzuhalten.